Pressestimmen Zu Den Ereignissen In Malatya

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    Pressestimmen zu den Ereignissen in Malatya

    Weil ein Deutscher unter den Opfern von Malatya ist, hat die deutsche Presse ungewohnt umfangreich über die grausame Ermordung dreier Christen dort berichtet. Ein Überblick über die Berichterstattung und die Versuche der Medien, Hintergründe zu ergründen und die Tat zu erklären.

    Die grausame Ermordung dreier Christen in Malatya im Südosten der Türkei wegen ihres Glaubens und ihres öffentlichen Eintretens für den Glauben schockiert die Öffentlichkeit. Daß die deutsche Presse so ausführlich berichtete, liegt freilich daran, daß eines der Opfer, Tilmann Geske, ein Deutscher ist.

    Die Reaktionen in der deutschsprachigen Presse sind relativ einheitlich. Jeder versucht, den Hintergrund der Täter zu beleuchten und die Tat von daher zu verstehen. Immer wieder wird dabei erstaunlich offen und kritisch auf die von staatlicher Seite in der Türkei ausgehende Meinungsbildung gegen Christen, insbesondere Missionare aus dem evangelikalen Umfeld, hingewiesen.

    Der allgemeine Konsens ist, daß die Täter keine Islamisten seien, sondern türkische Nationalisten. Extrem unterschiedlich sind die Kommentare in der türkischen Presse: Sie reichen von offener Verurteilung der Tat verbunden mit einer deutlichen Kritik an der Regierung bis zur offenen Pogrom-Stimmung gegen die Christen.

    Nicht länger wegsehen

    “Wie viel Hass lauert da noch?” titelt die “Welt am Sonntag” vier Tage nach den Ereignissen und schreibt weiter:

    Der zunehmende Christenhass in der Türkei rückt verstärkt ins Blickfeld deutscher Politiker und Kirchenleute. Zu regelmäßig werden inzwischen Gewalttaten und Attentate aus der Türkei gemeldet, als dass sie darüber noch hinweggehen wollten… Der Mord ist exemplarisch für die immer heftigere Auseinandersetzung zwischen radikalen Muslimen und Nationalisten auf der einen sowie religiösen Minderheiten und weltlichen Türken auf der anderen Seite. Diesen Konflikt belegt eine Vielzahl antichristlicher und nationalistischer Gewalttaten, die sich in den vergangenen Jahren zutrugen.

    Bislang drangen jedoch nur wenige Fälle ins Bewusstsein der westlichen Öffentlichkeit vor. Bekannt sind zwar die Morde an dem christlich-armenischen Journalisten Hrant Dink 2007 und an zwei Priestern 2005 und 2006 durch nationalistische Islamisten. Unbekannt ist dagegen der Fakt, dass 2006 fast alle drei Wochen Christen in der Türkei von religiösen Radikalen mit Waffen angegriffen wurden.

    Die entsprechenden Berichte der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), der katholischen Hilfsorganisation Kirche in Not oder des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit in Bonn wurden bislang nur selten wahrgenommen. Anders ist kaum zu erklären, warum Türkei-Kritiker wie CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sich oft verlassen fühlen, wenn sie ein Klima der Aggression in der Türkei beklagen.
    (Till Stoldt, Welt am Sonntag)

    So offen und mutig benennen es nur wenige deutsche Kommentatoren: Die Tat, wenn auch von einzelnen verübt und nicht von der breiten Masse der türkischen Bevölkerung unterstützt, ist weder ein Einzel- noch ein Unfall.

    Gerade im Kontext der Beitrittsgespräche der Türkei mit der EU sollen und müssen die Ereignisse von Malatya gesehen und beim Namen genannt werden. Wir dürfen nicht länger wegsehen. Auch wenn die Chancen dafür schlecht stehen, daß diese Ereignisse ein Umdenken bewirken.

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